Graufilter in der Fotografie
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Dieser Artikel richtet sich an Einsteiger und fortgeschrittene Fotografen, die eine strukturierte, technische und praxisorientierte Anleitung zur Fotografie mit ND-/Graufiltern suchen. Ziel ist es, Langzeitbelichtungen verständlich und Schritt für Schritt zu vermitteln, um beeindruckende Ergebnisse mit kreativer und technischer Präzision zu erzielen.
Wer darüber hinaus direkt umsetzbare Tipps und persönliche Unterstützung wünscht, dem empfehle ich meinen Fotokurs – hier erhalten Sie praxisnahe Ratschläge und individuelle Anleitung.
Anwendungsgebiete für ND-Filter
(Neutral Density Filter) / Graufilter:
• Langzeitbelichtungen von fließendem Wasser
• Sanfte Himmelsverläufe
• Bewegungsunschärfe gezielt einfügen
• Menschen aus Bildern „verschwinden“ lassen
• Offenblende bei starkem Licht nutzen
Welche Stärke für ND-Filter?
Verschiedene Lichtverhältnisse erfordern unterschiedliche Stärken:
• 10 EV oder 6 EV für helle bis sehr helle Bedingungen.
• 3 EV oder 6 EV bei bewölktem Himmel oder bei wenig Licht.
Daher lohnt es sich, mehrere Filter bereit zu halten.
Schraub- vs. Schiebefilter
• Schraubfilter: Einfach und kompakt, jedoch nicht flexibel bei Verlaufsfiltern, da der Übergang immer in der Bildmitte liegt.
• Schiebefilter: Empfohlen für Verlaufsfilter, da diese flexibel nach oben oder unten verschoben werden können, um die gewünschte Position des Grauverlaufs exakt anzupassen.
Gestaltungsvorteile von Schiebefiltern
Schiebefilter erlauben eine größere kreative Freiheit, da der Verlauf nicht fest in der Mitte sitzt. Allerdings sind sie weniger handlich, zerbrechen schneller und erfordern etwas mehr Platz im Fotogepäck.
Graufilter-Größen und Step-Up-Ringe
Nicht jeder ND-Filter ist in allen Durchmessern erhältlich. Um Kosten zu sparen, bietet es sich an, den Filter in der Größe des größten Filtergewindes Ihrer Objektive zu wählen und Step-Up-Ringe für kleinere Durchmesser zu nutzen. Bei Weitwinkelobjektiven kann es zu Randabschattungen kommen, die vorher getestet werden sollten. Beachten Sie, dass eine Streulichtblende bei Step-Up-Ringe oft nicht mehr verwendbar ist.
Schraub- und Einsteckfilter
Neben Schraubfiltern gibt es Einsteckfilter (z.B. von Cokin und Lee), die größere Flexibilität bieten, jedoch die Nutzung der üblichen Gegenlichtblenden einschränken.
Farbneutralität und Infraroteffekte
Starke ND-Filter (z.B. ND 3.0) können Farbverschiebungen verursachen, da sie Infrarotlicht nicht filtern. Dies führt bei langen Belichtungszeiten zu Farbabweichungen. Abhilfe schafft ein zusätzlicher Infrarot-Sperrfilter oder – kostengünstiger – die Aufnahme im RAW-Format, um Farbstiche bei der Bearbeitung zu korrigieren. Eine Graukarte erleichtert dabei den Weißabgleich.
Graufilter-Stärken und Kennzeichnung
Die Hersteller haben verschiedene Bezeichnungen für den Abdunklungsgrad. Gerechnet wird in Blendenstufen oder der Belichtungszeitverlängerung.
Dichte | Blendenstufen | Faktor*
ND 0.3 | 1 Blende | ND2 (2x)
ND 0.6 | 2 Blenden | ND4 (4x)
ND 0.9 | 3 Blenden | ND8 (8x)
ND 1.8 | 6 Blenden | ND64 (64x)
ND 3.0 | 10 Blenden | ND1000 (1000x)
Erklärung:
Mit zunehmender ND-Zahl muss die Belichtungszeit verlängert werden, um die gleiche Belichtung zu erzielen.
Der „Faktor der Belichtungszeit-Verlängerung“ gibt an, um wie viel länger die Belichtungszeit im Vergleich zu einer Aufnahme ohne Filter sein muss.
Ein ND2-Filter verdoppelt, ein ND4-Filter vervierfacht die Belichtungszeit und so weiter.
Wenn mehrere ND-Filter übereinandergeschraubt werden, multiplizieren sich die Faktoren der Belichtungszeit-Verlängerung. Zum Beispiel:
Ein ND64-Filter (64-fach) und ein ND1000-Filter (1000-fach) zusammen ergeben eine Belichtungszeit-Verlängerung von 64 x 1000 = 64.000.
Ohne Rechnen: 1/30 Sek. werden mit ND 1000 zu 30 Sek. Kamera manuell auf 1/30 Sek.. Blende, ISO angepasst. Fokus einstellen. Ist alles eingestellt kommt ND vor das Objektiv. Die Belichtung wird nun auf 30 Sek. gestellt.
Vario-Graufilter (auch als Fader-Filter bekannt)
Variofilter (auch als Fader-Filter bekannt) arbeiten häufig mit zwei drehbaren Polarisationsfiltern, die übereinander geschichtet sind. Durch die Drehung der Filter wird die Lichtreduktion stufenlos angepasst. Der Vorteil ist die Flexibilität, da keine einzelnen ND-Filter gewechselt werden müssen. Allerdings kann es bei Weitwinkelobjektiven zu Problemen kommen, wie zum Beispiel Randabschattungen oder ungleichmäßiger Helligkeit, insbesondere bei größeren Filterdichten. Dies liegt an der Art, wie die Polarisationsfilter arbeiten und an der unterschiedlichen Lichtverteilung im Bildfeld.
Graufilter-Einsatz für kreative Belichtung
Die Belichtung eines Fotos wird durch drei Hauptfaktoren bestimmt: Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert. Diese Faktoren beeinflussen nicht nur die Helligkeit des Bildes, sondern auch dessen Bildwirkung.
• Belichtungszeit: Je kürzer die Belichtungszeit, desto weniger Licht fällt auf den Sensor. Gleichzeitig wird die Bewegung schärfer eingefroren; bei längerer Belichtungszeit entstehen Bewegungseffekte.
• Blende: Eine größere Blendenöffnung (z. B. F2,8) lässt mehr Licht durch und verkleinert den scharfen Bereich (geringe Schärfentiefe). Eine kleinere Blende (z. B. F16) erhöht die Schärfentiefe, lässt aber weniger Licht durch.
• ISO-Wert: Je höher der ISO-Wert, desto lichtempfindlicher reagiert der Sensor, jedoch mit verstärktem Bildrauschen.
Fazit: Graufilter sind unverzichtbar, wenn bei starkem Licht längere Belichtungen gewünscht sind und andere Kameraeinstellungen keine ausreichende Lichtreduktion ermöglichen.
Über den Autor
Hans Diego Rose
„Hallo und herzlich willkommen“. Ich bin Fotograf, Foto-Coach und Location-Scout. Gemeinsam werden wir unsere Reiseziele mit der Kamera erkunden und unsere Erlebnisse in aussagekräftige Bilder umsetzen.
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Veröffentlicht: 26.11.2024
Aktualisiert: